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Aktualisiert von Snooze Project am 24. August 2023
Veröffentlicht von Martin am 3. März 2021
Welche Wandfarbe passt ins Schlafzimmer?
Das Schlafzimmer ist die Heimat von Ruhe und Entspannung. Im Mittelpunkt steht dabei natürlich zunächst das Bett samt Zubehör wie Matratze und Bettwäsche. Aber auch die Auswahl der Wandfarbe sollte nicht beiläufig behandelt werden. Schließlich sind wir überall von Farben umgeben und reagieren oft unbewusst auf ihre Signale. Beschäftigen wir uns also im Folgenden mit der faszinierenden Welt der Farben. Von bunt, über schwarz-weiß bis zu “Fifty Shades of Grey”. Es soll ja ein fesselnder Beitrag werden.
Farbe und Farbmittel
Wenn wir von Wandfarbe sprechen, so ist eigentlich Wandfarb-STOFF bzw. ein Wandfarb-MITTEL gemeint im Sinne von “färbendes Mittel”. Hier nehmen wir das Wort Farbe als Bezeichnung für Stoffe, die farbliche Veränderungen hervorrufen wie eben das Auftragen eines Anstrichmittels auf eine Wand. Auf diesen Sinn von Farbe kommen wir später noch zu sprechen. Jetzt geht es erst einmal um die Farbe als Sinnesempfindung. Denn wenn wir eine Wandfarbe aussuchen, spielen unseren individuellen Farbpräferenzen eine entscheidende Rolle. Nur – wie entstehen sie und woher kommen sie? Ein wenig Basiswissen zu den eigenen Farbvorlieben kann da nicht schaden.
Farb-Wissen Light
Tatsächlich gibt es für Farbe als Sinneswahrnehmung eine offizielle Definition (nach DIN 5033):
“Farbe ist diejenige Gesichtsempfindung eines dem Auge strukturlos erscheinenden Gesichtsfeldes, durch die sich dieser Teil bei einäugiger Beobachtung mit unbewegtem Auge von einem gleichzeitig gesehenen, ebenfalls strukturlosen angrenzenden Bezirk allein unterscheiden kann.”
Einfach gesagt: Farbe ist ein Unterscheidungsmerkmal. Klingt banal, wirst Du vielleicht denken, doch tatsächlich bilden die Farben unserer Welt ein gigantisches Kommunikationssystem, das zahlreiche Funktionen erfüllt.
Die entscheidende Bedingung für dieses System ist das Licht. Du kennst bestimmt das berühmte Bild, das zeigt, wie ein weißer Lichtstrahl durch ein Glasprisma fällt und sich dann in verschiedene Farben aufspaltet. Der Grund: Licht besteht aus elektromagnetischen Wellen. Diese Wellen “brechen” sich in dem Glaskörper und spalten sich in verschiedene Farben auf. Jede dieser Farben hat eine andere Wellenlänge. Weißes Licht ist also aus farbigen Lichtern zusammengesetzt. Licht und Farben – das ist eine spannende, aber auch hochkomplexe Wissenschaft für sich. Und wir wollen ja eigentlich nur das Schlafzimmer streichen …
Halten wir deswegen fest: Farbe wird für uns sichtbar, wenn Licht “gestört” wird. Verdeutlichen wir das noch einmal an einem beliebten Beispiel.
Warum ist das Meer blau?
Wasser ist eigentlich sehr lichtdurchlässig. Doch wenn Sonnenstrahlen auf das kühle Nass scheinen, wird das Sonnenlicht eben doch “gestört”. Auf dem Weg durch das Wasser begegnen den Lichtstrahlen viele Wasserteilchen. Die Folge: Einige Farben des Sonnenlichts werden verschluckt (absorbiert), andere werden zurückgeworfen (reflektiert). Je tiefer das Wasser, desto mehr (kurzwelliges) Blau bleibt übrig. In diesem Video ist das sehr anschaulich erklärt.
Farbwahrnehmung und Farbempfindung
Was für uns jetzt wichtig ist: Der Strand und das blaue Meer – das finden die meisten Menschen toll. So wird die Farbe blau an dieser Stelle mit angenehmen Gefühlen verbunden. Was ist genau passiert? Schauen wir uns die einzelnen Schritte an: Licht wurde gebrochen und hat auf unserer Netzhaut eine Reaktion hervorgerufen. Diese Reaktion wird von unserem Gehirn interpretiert. Unsere Farbwahrnehmung wird also zu einer Farbempfindung. Farbe wird so zu einem sehr einflussreichen Sinnes-Medium. Das wusste auch schon Altmeister Johann Wolfgang von Goethe: “Die Erfahrung lehrt uns, daß die einzelnen Farben besondre
Gemütsstimmungen geben.”
Farbe kann im positiven wie im negativen eine Menge in uns anrichten. Das bringt uns zu der Frage, welche Bedeutung Farben für uns haben.
Welche Bedeutung haben Farben für uns?
In der Regel hat unser Gehirn also Farbe bereits interpretiert, sobald wir sie wahrnehmen. Grün begegnet uns so häufig in der schönen Natur, etwa auf sattgrünen Wiesen, dass wir meistens gute Gefühle mit dieser Farbe verbinden. So hat sich auch die Partei “Die Grünen” nicht von ungefähr nach einer Farbe benannt.
Wenn wir uns jetzt ein bisschen Zeit für uns nehmen, werden wir feststellen, dass wir alle ein regelrechtes System der Farbbedeutungen und Farbpräferenzen in uns tragen und ausgebildet haben, jeder und jede für sich, sehr individuell. So orientieren wir uns an Farben (bei rot halten wir, bei grün fahren wir). Wir identifizieren uns mit Farben (die Fans des FC St. Pauli mögen Braun-Weiß, die des HSV Blau). Wir wählen Lebensmittel nach Farben (die reife gelbe Banane). Gelegentlich verstecken wir uns hinter Farben (schwarz macht schlank;). Oder wir werben für uns mit Farben (der rote Lippenstift).
Jeder Mensch wird so zu einem Farbexperten. Das beginnt in der frühen Kindheit und dauert ein Leben lang an. Wenn wir also jetzt mit Farbe das Schlafzimmer gestalten wollen, ist es nützlich, sich mit den persönlichen Farbbedeutungen auseinanderzusetzen. Klar, man darf vermuten, dass das Schlafzimmer von Motörhead-Legende Lemmy Kilmister eine andere Farbgestaltung hatte als das von der Volksschauspielerin Heidi Kabel, denn schlussendlich entscheidet der subjektive Geschmack. Dennoch – einige allgemeine Aussagen zu Farben lassen sich treffen. Unsere Farbvorlieben sind immer das Resultat aus psychologischen Wirkungen, biologischen Prägungen und kulturellen Entwicklungen.
Farbpsychologie
Die Farbpsychologie beschäftigt sich damit, wie Farben den Menschen beeinflussen.
Das ist insofern spannend, als das so unsere Gewohnheiten hinterfragt werden, und wir lernen, wie Farben uns lenken, ohne dass wir uns darüber großartig Gedanken machen würden. Eine blaue Banane würde wahrscheinlich niemand von uns kaufen, und einen Richter, der den Prozess in einem bunten Hawaii-Hemd führt, würden wir wohl nicht ernstnehmen. Die Banane könnte trotzdem gut schmecken und der Richter könnte den Prozess trotzdem professionell führen – allein die Farbe lenkt uns zu anderen Gedanken. Schauen wir uns die geläufigen Bedeutungen einiger ausgewählter Farben jetzt an.
Rot
Rot fällt auf. Rot bedeutet Aktivität. Rot steht für Lebenskraft und Leidenschaft, aber auch für Gefahr, Verletzung und Blut. Rot heißt Achtung! und löst unmittelbar eine Orientierungsreaktion aus. Hinter all diesen Assoziationen stecken die Evolution und unsere ganz persönliche Lebenserfahrung. Feuer, das bedeutet Gefahr, Feuer wärmt uns aber auch und vertreibt die Kälte. Auch wenn uns das Blut zu Kopf steigt, ist die Farbe Rot im Spiel. Wir werden rot vor Verlegenheit, vor Scham oder, wenn wir zornig sind. Rot regt uns an.
Blau
Himmel und Wasser, diese elementaren Bedingungen unseres Lebens verbinden wir mit der Farbe blau. Zugleich ist es ein Signal für Ruhe. In den Himmel schauen und ein Nickerchen machen oder einfach nur auf das blaue Meer hinaus sehen, das steht für eine friedliche Natur und Entspannung. Blau steht auch für Harmonie, Vertrauen und Zusammenarbeit. Blau ist die Lieblingsfarbe der Deutschen, gefolgt von Rot und Grün.
Gelb
Strahlend, anregend, heiter – Gelb vermittelt in der Regel eine wohltuende Atmosphäre. Gelb steht aber weniger für Ruhe, sondern mehr für Dynamik, Frische, Schwung und Lebenskraft. Sonne, leuchtende Rapsfelder und Sonnenblumenfelder verbinden wir mit der Farbe Gelb. Goldgelbe Säfte und andere Lebensmittel wecken in uns Appetit und rufen Lebensfreude hervor. Gelb steht auch für Aktivität, aber etwas weniger durchdringender und unmittelbarer als Rot. Gelb, Gold und Glanz sind in uns sehr eng verbunden.
Grün
Mit Grün verbinden wir Natur, Wald, Wiesen, Pflanzen, kurzum: Grün ist die klassische Farbe für das Naturbelassene. Die Parks sind die grünen Lungen der Metropolen. Grün steht heute für Umweltschutz, Nachhaltigkeit und letztlich für die Erhaltung des Lebens. Grün steht auch für Ruhe und damit für weniger Aktivität als zum Beispiel Rot. Grün ist dennoch dynamischer als Blau, weil es auch für Wachstum und das werdende Leben steht.
Schwarz
Die Farbe Schwarz macht vieles festlicher, exklusiver und auch stärker. Wir kennen das vom schwarzen Smoking bzw. Frack, von der schwarzen Lederjacke, die Born-to-be-wild suggeriert oder von den Staatskarossen, die man sich beim besten Willen nicht in einem Puder-Rosa vorstellen kann. Auch Rocker, Punks oder Gothic-Fans lieben schwarz. Schwarz steht aber auch für Furcht (Angst vor dem schwarzen Mann) oder den Tod. Kurzum: Schwarz ist eine mächtige Farbe.
Allgemeines zum Schlafzimmer
Idealerweise ist das Schlafzimmer ein Ort für Rückzug und Erholung. Auf Anhieb sollte es uns gelingen, in diesem Raum Abstand vom Alltag zu gewinnen. Das ist wichtig für guten Schlaf. Wer sich schnell vom zumeist hektischen Alltag “entpflichten” kann, schläft besser. Entspannung ist der Königsweg zu gutem Schlaf. Das haben wir an dieser Stelle noch weiter ausgeführt. Was also eigentlich nicht in das Schlafzimmer gehört sind Dinge wie: die digitale Rundum-Versorgung mit Smartphone, Tablet, TV und Playstation, Fitness-Geräte oder gar ein komplettes Home-Office.
Klar ist auch, viele von uns müssen an dieser Stelle Kompromisse eingehen. Das Schlafzimmer wird bei vielen notgedrungen “zweckentfremdet”. Bei unseren Tipps für die passende Wandfarbe orientieren wir uns jetzt dennoch an den Empfehlungen von Profis wie Schlaf-Medizinern und Psychologen.
Tipps für die Wandfarbe im Schlafzimmer
Idealerweise ist das Schlafzimmer ein Ort, der nur zu einer Sache inspiriert und das ist: SCHLAFEN. Wenn wir schlafen, sind wir verletzlich und angreifbar. Deshalb sollte das Schlafzimmer auch SICHERHEIT ausstrahlen. Bei der Wandfarbe sollte man zudem darauf achten, dass sie keine Schadstoffe enthält. Hier kannst Du Dich umfassender darüber informieren.
Kommen wir zu einigen ausgewählten Farb-Tipps:
Als Wandfarbe bietet sich zum Beispiel ein cremiger Weißton an. Er wirkt nicht so kalt und ungemütlich wie ein helles Weiß, sondern angenehm beruhigend und schlicht schön. Weiß ist die Farbe des Anfangs, der Reinheit (Hochzeitskleid, Arztkittel) und des Friedens (Friedenstaube, weiße Flagge). Das passt zum Schlafen.
Auch ein cremiger Gelbton strahlt eine entspannte und positive Atmosphäre aus. Ein grelles Sonnengelb sollte allerdings aus den genannten Gründen lieber vermieden werden.
Aufwendiger, aber ebenfalls empfehlenswert: ein ausgewogenes Farbkonzept. Auch so lässt sich die gewünschte Harmonie herstellen. So kommen wir – endlich – zu “fifty shades of grey”. Na gut, 50 Graustufen müssen es vielleicht nicht sein, aber auch ein Schlafzimmer in vielseitig abgestimmten Grautönen kann eine entspannte und schöne Atmosphäre ausstrahlen.
Auch Blautöne, die Ruhe vermitteln und uns mehr umschmeicheln statt uns zu reizen, können eine gute Wahl sein. Ein zartes Blau-Grau zum Beispiel.
Grün in nicht zu grellen Tönen eignet sich ebenfalls als Wandfarbe für das Schlafzimmer. Die Farbe der Natur steht für Glück, Geborgenheit und Naturbelassenheit. Mit einer leichten Tendenz ins Blau kann das sehr entspannend wirken. Verschiedene Grün-Töne lassen sich auch kreativ kombinieren.
Die Farbe Rosa polarisiert natürlich. Sie gilt bei vielen als Baby- oder Mädchenfarbe. Farbtherapeuten sehen in Rosa allerdings eine sehr weiche und sinnliche Farbe, die beruhigend wirkt. So experimentieren zwei Haftanstalten in Nordrhein-Westfalen erfolgreich mit rosa Gefängniszellen für besonders aggressive Häftlinge. Wer sich mit der Farbe rosa gut arrangieren kann, sollte sie daher auch für das Schlafzimmer zumindest nicht außer Acht lassen und in Erwägung ziehen.
Weniger geeignet als Wandfarbe erscheinen alle “dramatischen” Farben wie etwa Rot, Schwarz oder etwa Neon-Töne. Sie regen uns an, wecken aktivierende Emotionen und wühlen uns auf. Das ist für das Einschlafen nicht unbedingt förderlich. Allerdings gilt auch hier: Erlaubt ist, was gefällt. Schlafen und Einschlafen ist ein so individueller Prozess, der von sehr vielen Faktoren abhängt und den man nicht nur an der Schlafzimmer-Wandfarbe festmachen kann.
Trotzdem viel Erfolg bei der Farbauswahl und viel Spaß beim Streichen. Wir hoffen, der Text hatte einen roten Faden, hat Farbe bekannt und nicht alles grau in grau gemalt.