Warum wachen wir an der besten oder schlimmsten Stelle im Traum auf?

Aktualisiert von Carina am 24. August 2023
Veröffentlicht von Martin am 30. Oktober 2021

Träume gehören zu den faszinierendsten Bereichen der Neurowissenschaften. Die Bilder, die Dein Gehirn Dir beim Schlafen liefert, sind oft filmreif. Umso ärgerlicher ist es dann, wenn Du mitten im Traum aufwachst. Doch wie macht Dein Körper das und vor allem, was steckt dahinter? Um das Phänomen besser zu begreifen, haben wir es von verschiedenen Seiten aus betrachtet.

Kennst Du das auch: Du hast einen total schönen Traum und fühlst Dich überglücklich. Gleich küsst Dich endlich Deine erste große Liebe, die Du so lange nicht mehr gesehen hast. Alles fühlt sich leicht an und Du bist schon ganz aufgeregt und kannst es kaum erwarten, dass dieser große Wunsch sich gleich erfüllt. Doch dann: Bist Du auf einmal wach. In solchen Momenten ärgerst Du Dich vielleicht und denkst Dir: „Nein, ich will weiter träumen. Ich will wissen, wie es sich anfühlt. Lass mich wieder einschlafen und den Traum weiter erleben.“ Warum passiert das? Wir sind dem Phänomen auf die Spur gegangen.

Warum wachen wir mitten im Traum auf?

Die Gründe dafür können ganz unterschiedlich sein. Vielleicht drückt die Blase und Du musst auf die Toilette. Oder Dein Gehirn wurde von irgendeinem Geräusch alarmiert, wie Deinem Wecker oder dem Handy. Womöglich hat Dein Partner geschnarcht oder in der Wohnung über Dir hat etwas gerumpelt. Manchmal wachst Du auch aus einem Traum auf, weil Du ungünstig liegst und Dir was wehtut.

Wenn Dein Traum sehr spannend war – unter Umständen war Deine Jugendliebe kurz davor, Dir etwas Wichtiges zu sagen – kann auch ein Schub von Adrenalin dahinterstecken. Denn wahrscheinlich war die Situation für Dich sehr aufregend im positiven Sinne. Du willst natürlich wissen, was er*sie Dir sagen möchte. Genau diese Vorfreude kann aber der Grund sein, warum Du nie erfährst, wie es sich angefühlt hätte. Denn Du wachst blöderweise einfach auf und kannst nicht mehr an den Traum anknüpfen.

Warum wacht man im Traum auf, bevor man fällt oder stirbt?

Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass der Körper in solchen Situationen Adrenalin ausschüttet. Und mal ehrlich: Du bist bestimmt froh darüber, dass Du mitten in einem puren Albtraum aufwachst. Aber hier zeigt sich noch ein anderes Phänomen, vor allem bei einem Traum, indem Du stirbst – ein wahrer Albtraum. Denn in der Regel zeigt Dir ein Traum etwas, dass Du so oder so ähnlich schon mal erlebt hast. Zumindest müssen die Verknüpfungen dafür vorhanden sein, was in so einer Situation passiert. Doch niemand weiß, was tatsächlich beim Sterben oder danach mit uns los ist. Deshalb bricht der Traum an der Stelle ab. Du spürst vielleicht, dass Dir die Licher ausgehen, aber dann weiß Dein Gehirn quasi nicht „wie der Film weitergeht“.

Du merkst schon, bei dem Phänomen geht es viel um Neurowissenschaft. Also um die Art und Weise, wie Dein gesamtes Nervensystem funktioniert. Alle Impulse, die es während des Schlafes bekommt, können Deinen Traum beeinflussen.

Damit wird nämlich Dein Nervensystem auf Trab gehalten – Du kannst auch sagen „trainiert“ –  es übt es während der Phase des Tiefschlafs. Wenn Du also davon träumst, wie Du fällst, testet und trainiert Dein Körper seine Reflexe. Und das ohne Dich in Gefahr zu bringen. In der Tiefschlafphase ist Deine Muskulatur nämlich lahmgelegt, damit Du Dich bei dem Reflextraining nicht verletzt oder aus dem Bett krachst. Das ist eigentlich ziemlich cool, oder? Dein Körper ist ein Wunderwerk der Natur.

Warum wachen wir im Traum an der schönsten Stelle auf?

Kannst Du Dich noch erinnern, ob Dir kurz vor dem Aufwachen gedämmert ist, dass Du gerade träumst? Vielleicht hast Du sogar versucht, den Traum in eine bestimmte Richtung zu lenken. Versuche mal ganz ehrlich darüber nachzudenken. Denn das ist ein Zeichen für einen sogenannten Klartraum. Während eines Klartraums kannst Du die Handlung teilweise lenken. Allerdings geht das nur, wenn Du nicht mehr im Tiefschlaf bist. Sprich: Sobald Du Deinen Traum auch nur minimal steuern kannst, hast Du eine Phase erreicht, in der Du ganz kurz davor bist aufzuwachen. Das ist die sogenannte REM-Phase, von der Du bestimmt schon mal gehört hast. In dieser Phase träumst Du besonders intensiv. Denn jetzt verarbeitet Dein Gehirn Erlebnisse, die für Dich schwierig und überwältigend waren. Oft geht es um dabei um Situationen, an die Du oft denkst, die Du vielleicht noch nicht ganz überwunden hast. Auch seelische Verletzungen werden so verarbeitet. Deine Muskeln sind wieder einsatzbereit für den Tag und gehorchen Dir. Dein Gehirn hat schon mal Deine Sinne angekurbelt, damit das mit dem Aufstehen auch funktioniert.

Warum träumen wir überhaupt?

Während Du schläfst, regeneriert sich Dein Körper. Er erholt sich von allen anstrengenden Dingen Deines Tages. Viele der Millionen Zellen in Deinem Körper erneuern sich und Deine Gelenke und Knochen übernehmen kleine Reparaturen. Doch Dein Gehirn bleibt wach. Logisch, denn es ist quasi die Schaltzentrale für Deinen Körper. Da Du aber still daliegst und es keine äußeren Reize gibt, produziert Dein Hirn Szenarien. Dahinter können alle möglichen Situationen stehen, die Du entweder beobachtet oder so ähnlich schon ein Mal erlebt hast. Und natürlich tauchen dabei auch Wünsche und Hoffnungen sowie Sorgen auf, die bei Tag in Deinem Kopf rumgeistern. Dein Kopf bildet Verknüpfungen und speichert das Wissen ab, dass Du am Tag aufgesaugt hast. Und das unabhängig davon, ob Du die Situationen bewusst oder unbewusst erlebt hast. Dabei ist es dem Gehirn egal, wie lange die Begebenheiten schon zurückliegen.

Das Träumen hilft Dir laut Traumforschern dabei:

  • Starke Emotionen und Gefühle zu verarbeiten.
  • Neu Gelerntes im Gedächtnis zu verankern.
  • Schwierige und beängstigende Situationen gefahrlos durchzuspielen.

FAQ

Keine Sorge: Es ist sogar sehr gut, wenn Du Dich an Deine Träume erinnerst. Auch wenn Dir wahrscheinlich nur Ausschnitte des Traums im Gedächtnis bleiben. Deine Träume können Dir wichtige Themen in Deinem Leben zeigen und wie Du am besten damit umgehst. Außerdem ist die Erinnerung an Deine Träume möglicherweise ein Zeichen dafür, dass Du gute REM-Schlafphasen hast. Und die sind sehr wichtig, damit Du emotionale Erlebnisse gut verarbeiten kannst.

Dann bist Du wahrscheinlich in der Schlafphase kurz vor dem Aufwachen. In dieser Phase verarbeitest Du Erlebnisse. Ein Teil von Deinem Gehirn ist noch nicht ganz aktiv. Nämlich der für das logische denken. Dadurch verstärkt sich der andere Teil im Gehirn, der für Deine Gefühlswelt wichtig ist. Du empfindest das Geträumte also besonders intensiv. Das kann der Grund sein, warum sich ein Traum für Dich sehr real anfühlen kann.

Wenn Du in Deinem Traum schläfst, solltest Du Dir vielleicht mal eine Auszeit oder Pause gönnen. Laut Wissenschaftlern aus der Schlafforschung kann das ein deutliches Zeichen für starke Erschöpfung sein. Gleichzeitig warnt Dich so ein Traum vielleicht davor, die Augen vor der Realität nicht zu verschließen. Unter Umständen mutest Du Dir in einem Lebensbereich viel zu viel zu und ignorierst dafür einen anderen sehr wichtigen Teil in Deinem Alltag komplett. Träumst Du das häufiger? Dann bring möglichst mehr Ausgleich in Deine verschiedenen Lebensbereiche. 

Hier gibt es zwei Möglichkeiten. Nummer eins: Dein Körper trainiert seine Reflexe. Vor allem die, die für Flucht wichtig sind. In dem Fall träumst Du meist nur eine kurze Sequenz. Nummer zwei trifft möglicherweise zu, wenn Dein Traum sehr komplex ist. Besteht Dein Traum also nicht nur aus dem Fallen, sondern es tauchen viele weitere Symbole auf? Dann sollten diese möglichst im Zusammenhang betrachtet werden, um zu prüfen, was Dein Traum bedeuten könnte. 

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